Wir sind an der Côte d’Azur angekommen. Das Wetter ist traumhaft, seit Tagen schon. Für eine Zeit lang ist es nun mit dem Genuss von Museumsbesuchen, Städtebesichtigungen vorbei. Nun verlangen andere Seiten des Lebens, die ursprünglicheren, nach ihrem Recht.
Ausflüge in das Hinterland der Côte d’Azur bieten eine herrliche Möglichkeit, die Gegend zu erkunden und gleichzeitig “fit“ zu bleiben. Eine Unzahl von Sport-Möglichkeiten erschließt sich: Das Rennrad wurde ausgepackt. Der Küste entlang geradelt, bin ich bereits am ersten Tag. An den Wochentagen mit dem Berufsverkehr ist es aber nicht unbedingt das reine Vergnügen, obwohl man hier auf die zahlreichen Radfahrer Acht gibt. Selten wird man ‚“bedrängt“, im Gegenteil, oft halten Autofahrer an, um dem Rennradfahrer, der „eingeklipst“ in die Pedale, die Füße nicht so schnell zu Boden bringt wie ein „normaler“ Radfahrer, das Absteigen an der Kreuzung zu ersparen. Ab Saint Maxime gibt es in Richtung San Tropez sogar einen Radweg, so kann man tempomäßig mit der Autoschlange, die sich dort Tag für Tag träge vorwärtsschiebt, locker mithalten. In der Hochsaison braucht man mit dem Auto für diese 25 km zumindest eine dreiviertel Stunde, viel länger ist man auch mit dem Rennrad nicht unterwegs.
Die Radwege in den Petits Maures sind in erster Linie allerdings nur für Mountainbikes geeignet; manchmal begegnet man allerdings hier auch Motocrossfahrern, die das Gelände ebenso gerne nutzen. Besonders nach regenreichen Wintern sind die Wege an vielen Stellen tief ausgeschwemmt, bis zu einem Meter tiefe Furchen, aber auch schmale Risse machen das Befahren dieser Strecken nicht ungefährlich.
Zudem ist man meist doch allein unterwegs hier, keine Karte hilft weiter in diesem Gebiet. Als Orientierungshilfen nützt man ausgeprägte Geländestrukturen, besondere Bäume, meist geht’s nur nach den Himmelsrichtungen. Gröbere Stürze oder gar Unfälle gilt es schon aus diesem Grund zu vermeiden.
Hier in den Petits Maures bei Frejus, genaugenommen zwischen Saint Aygulf und Les Issambres wird alljährlich der “berühmt-berüchtigte” Roc d’Azur gefahren. Eine Mountainbikeveranstaltung ersten Ranges. Wer sich interessiert, möge Youtube zu Rate ziehen. Er wird ein schweres Rennen sehen, mit herausfordernden Single-Trails und unglaublichen Steigungen.
Stürze sind manchmal dennoch unausbleiblich. Ich bevorzuge daher, wen wird es wundern, manchmal abzusteigen und das nicht nur bergauf, wenn die Kräfte nicht reichen, sondern auch bergab, wenn der Mut mich verlässt. Die extremen Steigungen provozieren manchmal sogar einen Überschlag nach hinten, weil man als ungeübter “Amateur” dann zu viel Kraft auf die Lenkstange überträgt, anstatt auf die Pedale. Na ja, mit den Profis kann ich natürlich nicht mithalten, aber es ist auch reizvoll, die Trails langsam und bedächtig zu befahren, hin und wieder abzusteigen, die Landschaft zu betrachten, den Ginster, die Mimosen oder sich an der verfallenden Schönheit eines vor sich hin modernden Baumstammes zu erfreuen.
Nach den Anstrengungen des Mountainbikens wartet das kühle (C 18°) Nass des Meeres. So werden wir hier wohl noch einige Tage verbringen, bevor wir uns in Richtung Heimat aufmachen, den frischen Fisch genießen, die Käseköstlichkeiten, die herrlichen Rotweine……was will man mehr?