Kategorie: Reisenotiz

Reisenotiz – Côte d’Azur, Petits Maures

Reisenotiz – Côte d’Azur, Petits Maures

P1030935Wir sind an der Côte d’Azur angekommen. Das Wetter ist traumhaft, seit Tagen schon. Für eine Zeit lang ist es nun mit dem Genuss von Museumsbesuchen, Städtebesichtigungen vorbei. Nun verlangen andere Seiten des Lebens, die ursprünglicheren, nach ihrem Recht.

Ausflüge in das Hinterland der Côte d’Azur bieten eine herrliche Möglichkeit, die Gegend zu erkunden und gleichzeitig “fit“ zu bleiben. Eine Unzahl von Sport-Möglichkeiten erschließt sich: Das Rennrad wurde ausgepackt. Der Küste entlang geradelt, bin ich bereits am ersten Tag. An den Wochentagen mit dem Berufsverkehr ist es aber nicht unbedingt das reine Vergnügen, obwohl man hier auf die  zahlreichen Radfahrer Acht gibt. Selten wird man ‚“bedrängt“, im Gegenteil, oft halten Autofahrer an, um dem Rennradfahrer, der „eingeklipst“ in die Pedale, die Füße nicht so schnell zu Boden bringt wie ein „normaler“ Radfahrer, das Absteigen an der Kreuzung zu ersparen. Ab Saint Maxime gibt es in Richtung San Tropez sogar einen Radweg, so kann man tempomäßig mit der Autoschlange, die sich dort Tag für Tag träge vorwärtsschiebt, locker mithalten. In der Hochsaison braucht man mit dem Auto für diese 25 km zumindest eine dreiviertel Stunde, viel länger ist man auch mit dem Rennrad nicht unterwegs.

P1030936Die Radwege in den Petits Maures sind in erster Linie allerdings nur für Mountainbikes geeignet; manchmal begegnet man allerdings hier auch Motocrossfahrern, die das Gelände ebenso gerne nutzen. Besonders nach regenreichen Wintern sind die Wege an vielen Stellen tief ausgeschwemmt, bis zu einem Meter tiefe Furchen, aber auch schmale Risse machen das Befahren dieser Strecken nicht ungefährlich.

Zudem ist man meist doch allein unterwegs hier, keine Karte hilft weiter in diesem Gebiet. Als Orientierungshilfen nützt man ausgeprägte Geländestrukturen, besondere Bäume,  meist geht’s nur  nach den Himmelsrichtungen. Gröbere Stürze oder gar Unfälle gilt es schon aus diesem Grund zu vermeiden.

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Hier in den Petits Maures bei Frejus, genaugenommen zwischen Saint Aygulf und Les Issambres wird alljährlich der “berühmt-berüchtigte” Roc d’Azur gefahren. Eine Mountainbikeveranstaltung ersten Ranges. Wer sich interessiert, möge Youtube zu Rate ziehen. Er wird ein schweres Rennen sehen, mit herausfordernden Single-Trails und unglaublichen Steigungen.

Stürze sind manchmal dennoch unausbleiblich. Ich bevorzuge daher, wen wird es wundern, manchmal abzusteigen und das nicht nur bergauf, wenn die Kräfte nicht reichen, sondern auch bergab, wenn der Mut mich verlässt.  Die extremen Steigungen provozieren manchmal sogar einen Überschlag nach hinten, weil man als ungeübter  “Amateur”  dann zu viel Kraft auf die Lenkstange überträgt, anstatt auf die Pedale. Na ja, mit den Profis kann ich natürlich nicht mithalten, aber es ist auch reizvoll, die Trails langsam und bedächtig zu befahren, hin und wieder abzusteigen, die Landschaft zu betrachten, den Ginster, die Mimosen oder sich an der verfallenden Schönheit eines vor sich hin modernden Baumstammes zu erfreuen.

Nach den Anstrengungen des Mountainbikens wartet das kühle (C 18°) Nass des Meeres. So werden wir hier wohl noch einige Tage verbringen, bevor wir uns in Richtung Heimat aufmachen, den frischen Fisch genießen, die Käseköstlichkeiten, die herrlichen Rotweine……was will man mehr?

 

Reisenotiz – Abbaye de Sénanque, Roussillion

Reisenotiz – Abbaye de Sénanque, Roussillion

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Im Osten Avignons, kaum 50km entfernt, haben  im  12. Jahrhundert Zisterzienser ein Kloster gegründet:

die Abbaye Notre-Dame de Sénanque.

Der Ort ihrer Wahl ist abgelegen, ein kleiner Kessel, nur über eine schmale Gebirgsstraße erreichbar, ganz so wie es sich eben für Ordensbrüder gehört, die sich der Askese verschrieben haben.

Zuerst passiert man dazu Gord, einen malerisch sich darbietenden kleinen Ort; an einen Berghang geschmiegt.

Dass die ersten Menschen auf die ich hier treffe, Japaner sind, wundert mich schon lange nicht mehr. Sie sind die wohl fleißigsten Touristen, die nur von den Holländern getopt werden könnten.

Nachdem wir Gord passiert hatten, verengte sich die Straße immer mehr, Gegenverkehr wäre kaum möglich, denke ich mir, obwohl, hin und wieder hat man Ausweichmöglichkeiten in den Fels gehauen. Es kommt mir kein Fahrzeug entgegen, ist es doch relativ früh am Vormittag.

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Erst bei der Rückreise bemerke ich, dass die Straße zurück in den Ort auf einer anderen Route geführt wird. Vorsorglich hatte man die Zufahrt zum Kloster zur Einbahn gemacht. So kann man dem Ansturm der Touristen in geordnete Bahnen lenken.

Wir besichtigen die Kirche und den von den Ordensbrüdern betriebenen Buchladen, der natürlich nur  religiös-asketische Literatur bietet.

 

Nur zehn Kilometer weiter:

Roussillion

Die Erwartungen sind groß an den Ort. Eine Kleinstadt eigentlich, mit ungefähr 1300 Einwohnern, am Fuße des Luberon-Massivs, eines der Plus beaux villages de France.

Zwischen 1942 und 1945 versteckte sich Samuel Beckett hier vor der deutschen Wehrmacht. Manche meinen, er hätte der Stadt mit seinem Theaterstück Warten auf Godot ein Denkmal gesetzt.

Ich bin wegen der Farben hier……

Vor allem die Ockerfelsen sind es, für die mein Interesse geweckt war. Hier wurden seit langer Zeit, angeblich seitdem die Römer das Städtchen gegründet hatten und bis in die 1930er Jahre hinein, Ockererden für die Pigmentgewinnung gewonnen.  Mein Bedauern, keine Gefäße mitgenommen zu haben, um mich mit Erden einzudecken, schwindet, sobald ich aus dem Auto aussteige. Mit vielen Schildern wird der Besucher darauf hingewiesen, dass die Entnahme von Erden an jedem Platze hier strengstens untersagt sei.

Wir spazieren die Steigung vom Parkplatz bis in den Ort hinauf. Und sind ein bisschen enttäuscht. Wie so oft, wenn man mit großen Erwartungen anreist, erweist sich dann vieles etwas kleiner , etwas weniger beeindruckend.

Der geübte Reisende weiß das ….und weiß sich auch zu helfen.P1030915

 

 

Also:

Wenden wir den Blick eben mehr den sogenannten kleinen Dingen zu, und siehe da, es erschließt sich eine Schönheit anderer Art.

Nicht die Bauwerke an sich sind es, deren Fassaden natürlich nur mittels heimischer Erden gefärbt wurden, es sind die pittoresken Details, in die man sich verliebt:

 

……halbverfallene Türen, dort ein vom Wein umranktes Eisengitter, da eine Stelle mit abbröckelndem Verputz, die eine ganze Palette von Ockertönen bietet


und schon ist die Welt des Reisenden wieder in Ordnung!

 

 

 

 

 

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Vielleicht sollten sich die Malermeister österreichischen  Zuschnitts vor ihrer Meisterprüfung doch einmal auch hierher bemühen, dann fielen die grauslichen farblichen Schnitzer, die man sich mit neuerdings penetranten Leuchtfarben landauf – landab auf eintönige Fassaden geschmiert leistet, gemäßigter aus.

 

Reisenotiz – Avignon und „sein“ Umland

Reisenotiz – Avignon und „sein“ Umland

P1030868Als nächsten „Stützpunkt“ wählten wir Avignon. Die Stadt hat es mir seit vielen Jahren angetan. Schon lange bevor ich – relativ erfolglos – begann, mich damit abzumühen, wenigstens Grundbegriffe der Landessprache zu verstehen, in der einige der maßgeblichsten Kulturträger schrieben, die die Menschheit hervorgebracht hat, war mir die Stadt, wenn auch nur „vom Hörensagen ein Begriff“. Das alte Volkslied aus dem 15. Jahrhundert, mit dem eigentlich der Pont Saint Bénézet gemeint ist, „Sur le Pont d’Avignon / l’on y danse, l’on y danse….“, lernte auch bei uns  fast jedes Kind.

Avignon, die ferne, besungene Stadt mit großer Geschichte. Sie nun wieder einmal mit eigenen Augen zu sehen, durch ihre Gassen zu schlendern, vor dem Palast der Päpste zu verweilen, hinterlässt nicht nur bei frankophilen Menschen einen tiefen Eindruck.

Man sollte sich angesichts von so viel Geschichte nicht  wundern, wenn es einen zu frösteln beginnt beim Durchschreiten der alten Mauern. Dazu bedarf es keiner tiefen religiösen Gläubigkeit, auch wenn  der „Heilige Geist“ (diesmal als schwarze Taube getarnt) sich gerade mir hier ins Bild schwindelte; es bedarf nur eines gewissen Mindestmaßes von Ehrfurcht vor der Geschichte. Vielleicht tat aber auch der vom Mont Ventoux herab wehende Wind das Seinige dazu, uns frösteln zu lassen. Schließlich präsentierte sich der Hausberg Avignons mit seinen fast zweitausend Metern immer noch mit Schneehaube.

Avignon ist natürlich sehenswert, aber es liegt auch für Ausflüge in die Umgebung günstig. Es ist nicht weit zum Pont du Gard, nicht weit hinauf in das Tal der Ardéche, nicht weit hinüber nach Roussillion; nur ein kleiner Abstecher  ist nötig und man kann auch dem einsamen Zisterzienserkloster, der  Abbaye Notre-Dame de Sénanque, einen Besuch abstatten.

Das sind die Ziele, die zu besuchen, wir uns vorgenommen haben.

P1030882Wir begannen mit dem nahegelegenen Pont du Gard.

Ein eindrucksvoller Aquädukt über den Fluss „Gard“, der sich ganz im Gegensatz zur Sioul in herrlichem Grün präsentiert, aber ebenso wie diese nur gemächliches Tempo zeigt.

Leider ist mir, wie ich jetzt feststelle, nur ein einziges Foto gelungen, das den Pont und den Gard gemeinsam zeigt. Durch das Foto (links) könnte man fast den Eindruck haben, der Pont führe über eine grüne Wiese.

Dem ist aber nicht so, zumindest ein Foto, mit „Selbstauslöser“ gemacht, findet sich zur Berichtigung des falschen Eindrucks  glücklicherweise doch: P1030883

„Der Pont du Gard war Teil einer fast 50 km langen Wasserleitung, mit der Wasser von den Quellen nahe Ucetia (Uzès) zur römischen Stadt Nemausus (Nîmes) transportiert wurde. Die Brücke ist 49 m hoch und umfasst drei Etagen:

  • Untere Ebene: 6 Bögen, 142 m lang, 6 m breit, 22 m hoch
  • Mittlere Ebene: 11 Bögen, 242 m lang, 4 m breit, 20 m hoch
  • Obere Ebene: 35 Bögen, 275 m lang, 3 m breit, 7 m hoch

Auf der oberen Ebene verläuft das rechteckige Gerinne der Wasserleitung, das 1,80 m hoch und 1,20 m breit ist und ein Gefälle von 0,4 Prozent aufweist. Auf der unteren und mittleren Etage der Brücke befinden sich Arkaden aus 61 bis zu 6 t schweren Keilsteinen. Die Pfeiler der mittleren Ebene sind genau auf den Pfeilern der unteren Etage aufgelagert, um die Belastung der unteren Gewölbebögen zu minimieren. Von der Mitte ausgehend wird die Bogenspannweite zum Ufer hin immer kleiner.“

P1030890(links)

Zur Veranschaulichung der Größen-Relation: Mensch / Bauwerk. Wir befinden uns auf der ersten Ebene des Ponts, der in der Mitte des 1.Jahrhunderts n.Chr. errichtet worden sein soll.

P1030875(rechts)

Die exakte Passform der Steinquader ersparte den Mörtel und sorgt dennoch für unglaubliche Stabilität. Das ist Nachhaltigkeit. Unsere Brücken sind nach 40 Jahren am Ende, diese hier steht bald 2000 Jahre.

 

 

 

Weiter ging es in Richtung Norden, in die Georges de l’Ardèche:

Ein Blick von oben ins Tal hinab: Ein Eldorado für Wanderfreaks, Mountainbiker und Paddler !

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Jedes Jahr Anfang November findet auf diesem Flussabschnitt ein spektakulärer Wildwassermarathon („Marathon International des Gorges de l’Ardèche“) mit bis zu 1500 Teilnehmern statt. Dabei werden die verschiedenen Bootsklassen der Kajaks und Kanadier gleichzeitig gestartet.

Das nächste Mal: ein bisschen etwas über die Abbaye Notre-Dame de Sénanque und das bezaubernde Städtchen Roussillion.

Reisenotiz – Georges de Sioul, Charroux

Reisenotiz – Georges de Sioul, Charroux

P1030842Nach viel Kultur gibt es nun einmal ein paar Tage „Natur“. Die Georges de Siuol ist unser nächstes Ziel. Ein bisschen Rad fahren, die Natur genießen. Hier spielt sich praktisch „nix“ ab, außer man veranstaltet es selbst.

P1030839Also sattle ich mein Mountainbike und mache einen kleinen Ausflug in die „Georges“. Steigung, Gefälle, Steigung, Gefälle, ein bisschen anstrengend, aber alles bleibt im Rahmen. Einige Motorradfahrer, aber nur wenige Autos befahren die enge, kurvenreiche Straße.

Zwei einsame „Paddler“, ein Fischer, sonst keine „Menschenseele“. Die Temperaturen fallen  beständig, aber das ist auch daheim so, höre ich im Radio.

P1030855Am nächsten Tag geht es mit dem Auto in das angeblich „schönste“ Dorf Frankreichs: „Charroux“; das Wetter ist leider wenig freundlich, so kommt das Dorf nicht so richtig zur Geltung. Aus Erfahrung weiß ich: die Bezeichnung: „schönstes“ Dorf ist doch etwas übertrieben. Diese Übertreibung erinnert mich daran, an der Nordeinfahrt zur Stadt Pinkafeld einmal das Schild: „schönste Stadt Europas“ gesehen zu haben. Man sieht: maßlose Übertreibungen haben eine Tendenz zur Komik.

Eine kleine Andeutung seiner  Anmut  hat sich Charroux aber doch  nicht  verkneifen können.

 P1030848                                                                                   

Reisenotiz – Cheverny (Loiretal)

Reisenotiz – Cheverny (Loiretal)

Nach der doch relativ anstrengenden Paris-Erkundung, sehne ich mich nach Beschaulichkeit.

Wir beschließen, das Loire-Tal auch heuer nicht ganz auszulassen und wenigstens ein kleines Schloss zu besichtigen.

Die Wahl fällt auf Cheverny, und die Wahl war richtig.

Wir haben voriges Jahr schon einige der Loire-Schlösser besichtigt: Chambord, Blois und Chennonceau, das lieblichste von ihnen, am Cher gelegen und für die Geliebte König Heinrich II. Mdme.  Poitiers (1547)gebaut. Diese musste das Schloss nach dem Tod ihres Geliebten an dessen Ehefrau, Katharina von Medicci abgeben und lebte anschließende eine Zeit lang hier in Cheverny.

Was Cheverny besonders auszeichnet ist die Tatsache, dass es noch regelmäßig von seinem nunmehrigen Eigentümer und dessen Familie bewohnt wird, der Ostflügel zumindest. Die anderen Trakte sind als Museum gestaltet, möbliert und gerade deswegen interessant.

Es ist von angenehmer Größe und lässt sich in ca. zwei Stunden in Ruhe betrachten; der Ansturm der „Massen“ bleibt aus, weil es  (angeblich) nicht zu den High-lights der Loireschlösser gehört. Mir aber hat es sehr, sehr gut gefallen.

Errichtet wurde es nach einem großen Vorbild, das wir wenige Tage zuvor in Paris besichtigt hatten:

das Palais Luxembourg.

Jardin Luxembourg
Jardin Luxembourg

 Der Garten des Pariser Palais Luxembourg kann, soviel kann ich jetzt schon versprechen, mit dem von Cheverny nicht mithalten.

„Cheverny“

Man betritt das Schloss über die Südseite.

Der Gesamteindruck der Südfassade wird (wie eine genauere Betrachtung des Fotos beweist) leider von einem nachträglich aufgestellten, wenig geschmackvollen, kubischen Baldachin beeinträchtigt. Wessen „Schnapsidee“ diese Improvisation war, wollen wir gar nicht wissen.

Rechts des Einganges öffnet sich das „Große Speisezimmer“ für öffentliche Einladungen:

Großes Speisezimmer
Großes Speisezimmer
Kinderzimmer
Kinderzimmer

Es gibt aber auch „Privaträume“:  Besonders nett: das Kinderzimmer und das Musikzimmer:

Musikzimmer
Musikzimmer

Es gäbe noch viel mehr zu sehen:  das „Königszimmer“, in dem Heinrich IV übernachtete,  ein kleines Speisezimmer – einschließlich des Gedecks, ein Arbeitszimmer, einen „Großen Salon“ usw.

Dann geht’s wieder hinaus. Seit 2006 hat man einen Verbindungsgarten zwischen der Nordfassade und der Orangerie eröffnet, der sich sehr stimmungsvoll präsentiert.

Der Blick zur Orangerie:

Blick zur Orangerie
Blick zur Orangerie

Wir machen noch einen kleinen Rundgang und sehen die Nordfassade vom Garten aus:

Ansicht vom hinteren Garten aus gesehen
Ansicht vom hinteren Garten aus gesehen

Die Bilder sollen ein bisschen Lust machen, dieses Schloss vielleicht einmal selbst zu erkunden.

Auf bald!

Reisenotiz – Paris, La Defense

Reisenotiz – Paris, La Defense

La Defense ist der Stadtteil von Paris, der wie keiner sonst im Stande ist, einen Hauch dessen zu verströmen, was man unter  „wirtschaftlicher Macht“ versteht!

Der erste Eindruck, wenn man die Metro-  bzw. die RER- Station verlässt, ist kein angenehmer. Zuerst hatte ich den Eindruck, mich verlaufen zu haben. Der Metro-Ausgang mündet in einen betonfarbenen grauen Schacht, man läuft wie gegen eine Wand, will wieder umkehren, dann erschließt sich links und rechts ein „Ausweg“. Treppen, führen nach oben, Schmutz liegt herum. Man steigt die Stufen hinauf und wird vom „Grand Arche“ niedergeknüppelt. Wie eine Ameise komme ich mir vor. Dann bin ich ganz oben und der Blick in die Weite des Platzes entschädigt ein bisschen.

Büro- und Geschäftsgebäude für eine Unzahl von Menschen, viel Beton und Stahl, glasverspiegelt, ein künstlicher Stadtteil auf dem Reißbrett entworfen, aus dem Boden gestampft, nichts desto trotz eindrucksvoll, aber alles in allem „unmenschlich“. Hier müssen die menschlichen Bedürfnisse an die Architektur angepasst werden. Wie man hier psychisch überleben kann, ohne zum Amokläufer zu werden, ist mir ein Rätsel.

La Defense, Denkmal für den Deutsch-Französischen-Krieg 1871;.....afin de rappeler le courage des Parisiens pendant le terrible siège des 1870-1871.
La Defense, Denkmal für den Deutsch-Französischen-Krieg 1871;…..afin de rappeler le courage des Parisiens pendant le terrible siège des 1870-1871.

 

Das Einzige, das noch einigermaßen dem menschlichen Maß entspricht, ist das Denkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg, von Louis Ernest Barrias 1883 geschaffen. Es  wurde bei Errichtung von La Defense abgetragen und nach Fertigstellung des Platzes an genau derselben Stelle wiedererrichtet. Es soll an das heldenhafte Verhalten der Pariser zwischen 1870 bis 1871 erinnern. Dass auch (solche) Heldendenkmäler nicht gerade nach meinem Geschmack sind, versteht sich.

Ich mache dennoch ein paar Fotos.

So könnte es auch in New York aussehen, denke ich mir, und, dass ich auf einen „Besuch“ von New York höchstwahrscheinlich weiterhin verzichten werde.

 

Die „Grand Arche“ (unten)

                                                                                           

 

 

Reisenotiz – Musée d’Orsay

Reisenotiz – Musée d’Orsay

Museen sind eine menschliche Errungenschaft, die sehr ambivalente Gefühle wachzurufen vermögen.

Während sie die einen langweilen und geistig ermüden, vor allem die, die den Museumsbesuch als öffentliche Anstecknadel für pflichtgemäß konsumierten Kulturgenuss vor sich her tragen, meinen die anderen, die hier gezeigte Kunst sei schon lange tot;  die dritten sagen wieder, nur das, was in den Museen zu sehen sei, sei wahre, anerkennenswerte Kunst; andere wieder sehen in den Museen den bloßen Ausfluss verkrusteter politischer Machtstrukturen,  Kunst könne nur außerhalb der Museen lebendig bleiben, hört man von ihnen; darüber hinaus aber gibt es immer noch vereinzelt Individuen – nicht nur hoffnungslos konservative oder gar reaktionäre Charaktere – die von Museen und dem dort Gebotenen inspiriert und anhaltend beglückt werden.

Glücklich der, der sich dieser Gruppe zuzählen darf.  Nirgends sonst, denke ich mir, als ich die wunderbar hingebettete „Femme piquée“ betrachte, als in der Auseinandersetzung mit Kunst wird man angesichts der notgedrungen zu erduldenden Kenntnisnahme alltäglich-menschlicher Grausamkeiten – und der Mensch hat viele ausgeklügelte Methoden entwickelt, um seinem Artgenossen „Wolf“ zu sein – augenfälliger darauf hingewiesen, dass auch ein ungeheuer positives, lebensbejahendes Potential im Menschen schlummert, das nur darauf wartet, geweckt zu werden.  Nirgendwo fällt es dem Misanthropen leichter, sich mit der Menschheit zu versöhnen, als in der Zwiesprache mit ihren großen Kunstwerken.

Auguste Clésinger, "Femme piquée par un serpent" 1847
Auguste Clésinger, „Femme piquée par un serpent“ 1847

Das ist kein Plädoyer für „vordergründig schöne“ Kunst, für das „nur Erbauliche“, es ist ein Plädoyer für die geistige und emotionale Auseinandersetzung mit den Artefakten lustvollen menschlichen Erfindergeistes, die Zeugnis von dem ablegen, was man vielleicht den „Willen zum Guten und Schönen“ nennen könnte.

Kunst legt Zeugnis ab für die andere, die konstruktive Seite des Menschen; dies vor allem dann, wenn sie sich von jedem Auftrag freigespielt als l’art pour l’art präsentiert, aber sogar auch dann, wenn sie  mit dem Auftrag beschwert ist, die Welt im Sinne der Postmoderne zu dekonstruieren und sich selbst in Frage zu stellen.

Es ist vielleicht eine altmodische, aber es ist eine nicht zu leugnende Erkenntnis:

In der Beschäftigung mit der Kunst erst, wird der Mensch zum Menschen!

Reisenotiz – Fondation Louis Vuitton

Reisenotiz – Fondation Louis Vuitton

Im vorigen Frühjahr, bei unserem letzten Paris-Besuch, war es noch nicht eröffnet. Wir lassen es uns nicht entgehen. Allein das leere Gebäude zu besichtigen, wäre schon eine Freude; es mit „Inhalt“ genießen zu dürfen, ist eine besondere.

Auch dieser Bau von Frank Gehry spielt, wie auch das „Guggenheim Bilbao“, alle „Stückerl“. Interessante Spann-Konstruktionen, Stahl-Schließen, Holzbinder-Verbindungen und natürlich viel Beton ( vielleicht sogar mit Weißzement gearbeitet, das kann ich nicht wirklich beurteilen),  zeigen ihre Stärken in Bezug auf „spannende“ Konstruktionselemente, die nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch beeindrucken. Im Gegensatz zu Bilbao werden hier viele Außenräume geschaffen, die zahlreiche Perspektiven auf die Stadt eröffnen. Mir hat es, obwohl ich kein ausgesprochener Fan von Hochhausbauten bin, vor allem der Blick nach Norden in Richtung der Skyline von „La Defense“ angetan. Auch diesen Stadtteil sollten wir noch besuchen.

Zahlreiche Exponate werden geboten, Arbeiten der maßgeblichsten Künstler des 20. Jahrhunderts, sie aufzuzählen erspare ich mir. Leider ist es strikt verboten, die Exponate zu fotografieren, woran ich mich diesmal halte, da ohnehin alle ziemlich bekannt sind und überall im Netz zu finden sein werden. Mir genügt, die Fotos vom Gebäude gemacht zu haben.

Ein Exponat, nein, zwei Exponate möchte ich dennoch hervorheben:

P1030701Das eine (links) von Henri Matisse, das ich auch als Beitragsbild gewählt habe und das andere von Otto Dix, „Portrait de la danseuse Anita Berber“¸1925; eine Leihgabe der Sammlung der Landesbank Baden-Würtemberg, sonst im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen, das im Katalog so beschrieben wird:

„Le visage maquillé de blanc fait songer à un masque sans vie et contraste avec environnement rouge.“

Siehe: http://arthistory.about.com/od/from_exhibitions/ig/glitterdoom/gad_07.htm (Leider sieht man hier nur einen matten Abglanz der Wirkung des Originals)

„Taschen von Vuitton sind das Letzte!“ schrieb vor wenigen Tagen die Biochemikerin Renée Schroeder in der Presse. Wie recht sie hat! Das Museum aber macht etwas davon gut.

 

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P1030696Vielleicht doch noch ein paar Daten aus Wikipedia:

„Die Stiftung Louis Vuitton (französisch Fondation d’entreprise Louis Vuitton) ist ein Privatmuseum in Paris, das die Sammlung von Bernard Arnault, des Vorstandsvorsitzenden des französischen Luxusartikelkonzerns LVHM ausstellen soll. Es sind meist Werke des 20. Jahrhunderts, die in elf Galerien auf 11.000 Quadratmetern präsentiert werden. Das Gebäude befindet sich im Bois de Boulogne im 16. Arrondissement und wurde am 27. Oktober 2014 eröffnet.

Der amerikanische Architekt Frank Gehry baute acht Jahre daran und nennt das Gebäude „Glaswolke“. Die Kosten werden mit 100 Millionen Euro angegeben. Die Eröffnung war für 2009 geplant. Das Gebäude besteht aus zwölf Elementen, die Schiffssegeln ähneln; in 50 Jahren soll es in Besitz der Stadt übergehen. Es gibt einen Wasserfall, ein Auditorium mit 400 Plätzen und eine Terrasse mit Blick über Paris. Nächste U-Bahn-Station ist Les Sablons der Métro Paris. Als Kuratorin wurde Suzanne Pagé verpflichtet; sie leitete lange das Pariser Museum für Moderne Kunst.“

Medienrechtlicher Hinweis: Alle Fotos (c) Walter Schrittwieser, 2015

Reisenotiz – Paris

Reisenotiz – Paris

640px-Paris_city_Landsat_2Die Fahrt von Nancy nach Paris, wieder größtenteils über Nationalstraßen, verlief angenehm. Die ohnehin niedrigen Hügel der Lorraine ebnen sich noch etwas mehr ein und gehen in sanfte Wellen über, als wir die Champagne erreichen. Für uns, die wir eine mehr oder weniger kleinräumige Landwirtschaft gewohnt sind, wo „große Bauern“ über kaum mehr als zweihundert Hektar verfügen, sind die einzelnen Äcker von fast ebensolcher Größe hier mehr als bemerkenswert. Weinanbau ist kaum zu sehen. Wir sind aber doch in der Champagne, denke ich, die für ihre Weine berühmt ist. Wo machen die den Wein? Erst kurz bevor wir die „Île de France“ erreichen, beginnen sich Weinhänge an den Hängen abzuzeichnen. Die Stöcke tragen noch wenig Laub. Es ist eben früh im Jahr.

Die Fahrt durch Paris mit dem fast 13m langen Gespann wird nicht einfach werden, aber wir haben es ja schon einmal geschafft. Kein Grund sich zu fürchten, wenn auch unser Ziel diesmal der „Bois de Bologne“ ist, ziemlich im Zentrum, wenn man das Wort Zentrum in Paris überhaupt sinnvoll verwenden kann, außer wenn man ausschließlich an den geometrischen Mittelpunkt denkt. Im Bois de Boulogne angekommen müssen wir feststellen, dass der reine „Nepp“ Einzug gehalten hat. Alles, vom Quartier bis zu den freundlich offerierten Bus- und Metrokarten, scheint mir um fast 50Prozent überteuert. Wir beschließen nach „Maisons Laffitte“ auszuweichen, wo wir auch letztes Jahr waren.  Letztlich erweist sich diese Entscheidung als richtig, aber die Fahrt dahin war nicht unaufregend.

Trotzt GPS-Unterstützung „verfranse“ ich mich bei einer der vielen Baustellen und muss das fast 13 m lange Gespann mitten auf einer Kreuzung in die Gegenrichtung wenden, gelange daraufhin auf eine Spur mit einer Höhenbegrenzung von 2,60 m, muss trotz fließendem Verkehr (vierspurig), anhalten, aussteigen und an den herabhängenden Kontrollstreifen feststellen, dass ich höchstwahrscheinlich für diese Unterführung doch zu hoch bin; also heißt es von der mittleren Spur auf die rechte gelangen und auf eine Unterbrechung des rechts mittlaufenden Begrenzungsgitters zu warten, das mich von der „normalen“ Straße trennt. Auch das gelingt, und wir kommen glücklich und ohne einen Schaden produziert zu haben in „Maisons Laffitte“ an. Kein einziges aufgeregtes Hupen war während der „Manöver“ zu hören; im Gegenteil alle schienen Mitleid zu haben, machten unaufgefordert Platz und ermöglichten mir jedes notwendige Rangieren. Und wenn es schon nicht Mitleid war, so war es doch nachsichtiges Verständnis. Dafür sei allen Pariser Autofahrern und Autofahrerinnen herzlichst gedankt.

Der Ankunftstag endet mit Blick auf die Seine, auf der sich  vor uns  Lastkähne mit dumpfen Brummen mühevoll flussaufwärts kämpfen. Hin und wieder verirrt sich sogar eines der  Ausflugsschiffe hierher, die sonst nur in der Nähe der Notre Dame zu sichten sind.

Jetzt gilt es Pläne für morgen zu machen: Der erste Besuch wird wohl dem neuen Museum der „Fondation Louis Vuitton“ gelten. Darüber mehr vielleicht schon morgen.

Medienrechtlicher Hinweis: „Paris city Landsat 2“ von United States National Geospatial-Intelligence Agency, edited by NordNordWest – file:Paris city Landsat.png. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paris_city_Landsat_2.png#/media/File:Paris_city_Landsat_2.png

Reisenotiz – Nancy

Reisenotiz – Nancy

Diesmal werde ich es bei einigen wenigen Zeilen bewenden lassen, es war ohnehin nur ein Kurzbesuch von einem Tag mit einem spontanen Stadtrundgang, ohne große Planung. Einfach nur spazierengehen und sehen, was da kommt.

Die Fahrt von Strasbourg nach Nancy war ein Genuss, immer durch die leicht hügelige Landschaft der Lorraine, auf der relativ gut ausgebauten Nationalstraße 4, die Kastanien in voller Blüte, alles in sattem Grün und dazu die Blüten, ein Genuss nicht nur für „das Auge“. Nach einer kurzen Rast und einem „Kleinen Schwarzen“ – selbstgebraut -, da die Franzosen für guten Kaffee ja nicht gerade bekannt sind. Sie haben andere Qualitiäten, die zu erkunden, wir bereit sind.

Also ging es ersteinmal mit dem Bus in die Stadt, den wir gegenüber des „Marche-Central“ verlassen und der Place Stanislas zusteuern. Den Markt heben wir uns für die Heimreise auf, damit die Sachen, die wir dort zu kaufen gedenken, auf der halbstündigen Fahrt zurück ins Quartier nicht zugrunden gehen.

„Place Stanislas“

Hotel de Ville
Hotel de Ville

 

Brunnen am Place Stanislas
Brunnen am Place Stanislas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von hier geht es weiter in Richtung „Palais Ducale„, dem bedeutendsten spätgotischen Profanbau von Lothringen, der eine Besonderheit bietet, die sich erst nach längerer Suche finden lässt.

Detail, der Affe als Kapunziner, am Palais Ducale
Detail, der Affe als Kapunziner, am Palais Ducale
Portal des Palais Ducale, links oben, unter dem Balkon:  der Affe als Kapuziner
Portal des Palais Ducale, links oben, unter dem Balkon: der Affe als Kapuziner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Man sieht, über Religionen bzw. ihre Vertreter hat man sich immer schon lustig gemacht. Es ist kein Phänomen unserer Tage allein.

Weiter ging es dann zur „Porte de la  Craffe“, dem von zwei mächtigen Rundtürmen geschützten Stadttor, errichtet um das Jahr 1436:

Porte de la Craffe
Porte de la Craffe

 

Übrigens: Hinter „Stanislas“ verbirgt sich der einstige, entthronte  Polen-König Stanislaw I, (Leszcýnsky) der dieses Ensemble oben  um das Jahr 1737 gestiftet hat. Er war der Schwiegervater Ludwig XV und  hat sich so „verewigt“.

 

Viel Zeit haben wir uns nicht genommen, aber es wartet Paris.