Schlagwort: Außenpolitik

Wozu noch wählen?

Derzeit findet ein Treffen der EU Kommission mit hochrangigen Vertretern der US-Wirtschaft statt, in dem neue Regeln für den Warenverkehr mit der EU ausgehandelt werden sollen. Unter anderem soll es darum gehen, amerikanischen Firmen, denen der Zugang zum europäischen Markt wegen mangelnder Standards ihrer Produkte bisher verweigert wurde, den Markt zu öffnen. Was für die amerikanischen Bürger  gut genug ist, muss auch für die europäischen Bürger gut  genug sein, lautet die Devise.

Kritiker dieses Treffens bemängeln nicht nur die Geheimhaltung des Verhandlungsgegenstandes, sondern auch die Tatsache, dass die Streitfragen die Einhaltung dieses Abkommens betreffend, späterhin einem Schiedsgericht unterworfen werden sollen, das von den führenden Anwaltskanzleien der Vereinigten Staaten besetzt werden wird, die sich zudem noch in den Funktionen Verteidigung, Anklage und Richteramt abwechseln sollen. (Rotationsprinzip).

Diese Schiedsgerichte werden über die Rechtmäßigkeit eines eventuell verweigerten Zuganges zum europäischen Markt entscheiden, wie es derzeit für bestimmte Lebensmittel gilt, und damit auch über einen eventuellen Anspruch auf „Strafzahlungen“, sollte diese Verweigerung durch einen souveränen (?) Staat nach deren Ansicht unrechtmäßig geltend gemacht worden sein.

Alles das passiert ohne wirksame demokratische Kontrolle im Geheimen, und nur dem „Zufall“ ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit davon Kenntnis erhielt.

Einmal mehr muss man erkennen, dass die „wahren Mächtigen“ ihre Aktivitäten längst jeder parlamentarischen Kontrolle entzogen haben und die „souveränen Staaten“ nur mehr als Mittel zum Zweck benützen.

 

Und was noch gesagt werden muss…….

Und was noch gesagt werden muss…….

Grass-Debatte: Ein Gedicht ist, was der Dichter dichtet

10.04.2012 | 18:24 | THOMAS KRAMAR (Die Presse)

Günter Grass, Quelle: Wikipedia
Günter Grass, Quelle: Wikipedia

Der umstrittene Text „Was gesagt werden muss“ sei kein Gedicht, sagt US-Autor Begley. Aber wer kann das bestimmen? Und wie wird Lyrik aus Prosa? Nur durch Zeilenumbrüche? Ein poetologischer Versuch. Die Debatte über das am 4. April in Zeitungen erschienene Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass hat einerseits die Ebene des garstigen Revanchefouls erreicht: So nannten rechts stehende israelische Autoren Grass u.a. „rassistisch“ und „wahnsinnig“. Andererseits die Ebene des Grundsätzlichen. Das Feuilleton fragt sich, was sich der Stammtisch schon lange fragt: Ja, ist denn das überhaupt ein Gedicht?

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Eigentlich sollte man sich als ernsthaft denkender Mensch zu dem Themenkomplex überhaupt nicht äußern, habe ich mir gesagt. Und nun tu ich’s doch! Und zwar deswegen, weil die Sache auch etwas Grundsätzliches darüber zeigt, wie man mit „Problemen“ umgeht.

Dass eine Frage, ob ein Text ein Gedicht oder doch kein Gedicht sei, der Presse so viele Zeilen wert ist, wäre wenige Tage zuvor leicht zu verneinen gewesen. Und dennoch, wenn man einen Text inhaltlich nicht kommentieren will, dann empfiehlt es sich halt immer noch, dessen äußere Struktur zu zerreden.

Die Form des Textes ist jedoch das Letzte, das  in diesem Zusammenhang interessieren sollte. Von Interesse ist, trifft der inhaltliche Gehalt des Textes zu oder nicht. Beschreibt der Text die Wirklichkeit oder nicht, lassen sich die Aussagen widerlegen, im Sinne von sind sie „wahrscheinlich“ oder sind sie „unwahrscheinlich“?

Jedem Kritiker israelischer Politik sicherheitshalber einmal Rassismus und Antisemitismus zu unterstellen, so wie es von vielen Grass Kritikern versucht wird, sollte nicht dauerhaft tragbar sein.

Der Text meinte, jedenfalls fällt es nicht schwer es auch so zu verstehen, eine inhaltliche Kritik israelischer Politik vorzubringen und keinen pauschalen Angriff auf ein Volk. Wenn man sich doch endlich dazu durchringen könnte, die sachliche Ebene des Konfliktes zu betrachten und Herrn Grass durch Argumente zu widerlegen, wäre viel gewonnen. Darauf sollte sich das Interesse richten und nicht darauf, ob irgend jemand den Text zu recht oder zu unrecht als Gedicht qualifiziert.

Herr Grass gilt (ziemlich) unbestritten als einer der großen Dichter unserer Zeit; auf jedem anderen Gebiet als auf dem der Dichtung aber, etwa dem der politischen Analyse,  ist er nicht nur Dilettant, sondern auch Laie und in diesem Sinne nicht besser geeignet, die Sachlage richtig zu beurteilen wie der  allseits bekannte „Max Mustermann“.

Also meine Herren und Damen Kritiker widerlegt Grass durch Fakten und sabbert nicht über dessen nicht vorhandene Versmaße!